„Als Schüler mochte ich die Wanderungen nicht besonders, aber heute erinnere ich mich sehr gerne an sie.“ – Ein Gespräch mit Adrian Marmy
Adrian, Wie hast du deine Zeit als Schüler an der Ecole erlebt?
Ganz ehrlich: Als Teenager wusste ich nicht alles an der Ecole zu schätzen. Als Stadtkind war mir das Leben auf dem Land manchmal zu fad, die Wanderungen waren “sooo anstrengend”. Und manche der Regeln waren doch “sooo ungerecht”.
Gleichzeitig genoss ich aber die Familienabende, die Volkstanzabende, die Singgemeinde und das gemeinsame Essen im Esssaal und viele meiner Morgen- und Nachmittagskurse. Und heute sind einige meiner wertvollsten Erinnerungen sogar welche von Wanderungen – Der Gemeinschaftssinn an der Ecole ist aber offensichtlich, was viele Ecolianer*innen emotional so stark an die Schule bindet. Bei mir war’s auf alle Fälle so.
Welchen Weg hast du nach der Ecole eingeschlagen?
Ich habe die Ecole zu früh verlassen, einfach, weil ich mein soziales Umfeld zuhause vermisste – ein Entscheid, den ich rückblickend bereue. Ich wechselte zunächst an die Diplommittelschule, ohne wirklich zu wissen, wie es danach weitergehen sollte.
Wie hat sich deine berufliche Laufbahn entwickelt?
Die Vorstellung, mich vermeintlich für den Rest des Lebens für einen Beruf entscheiden zu müssen, setzte mich unter Druck und war der Entscheidungsfindung selbst überhaupt nicht dienlich. Ich geriet dann mehr zufällig an eine Stelle in der Gastronomie, wo ich zu meiner eigenen Überraschung einige Jahre sehr zufrieden war. In dieser Zeit begann ich, mich ehrenamtlich für einen gemeinnützigen Verein zu engagieren, und begann in diesem Rahmen, mich in Digitales Marketing zu vertiefen, welches in vielen Bereichen noch in den Kinderschuhen steckte.
Schliesslich wurde ich von demselben Verein als Full-Stack-Marketer eingestellt und arbeitete in dieser Position etwa 6 Jahre. Danach fand ich eine Anstellung bei einer Werbeagentur in Basel, wo ich viel im Bereich Webentwicklung und SEO (Suchmaschinenoptimierung) lernte.
Im Frühling 2024 wurde ich auf das Stelleninserat der Ecole aufmerksam gemacht. Ich bewarb mich sofort – erfolgreich: Seit Juni 2024 bin ich angestellt. Bislang arbeitete ich hauptsächlich remote von Basel aus. Diesen Monat ziehe ich aber endlich nach Hasliberg, und ich freue mich darauf, die Ecole nun wieder aus nächster Nähe mitzuerleben.
Was macht die Ecole für dich so besonders?
Outdoor-Aktivitäten und die Möglichkeit, sich kreativ zu entfalten, sind bestimmt sehr wertvolle Features. Der reformpädagogische Unterricht ist meiner Meinung nach in der Qualität konventionellen Unterrichtsmethoden klar überlegen. Aber was die Ecole für mich wirklich ganz besonders macht, ist die Gemeinschaft. Sie ist meiner Meinung nach der Grund, warum so viele Schüler*innen die Ecole ihr Leben lang als eine Art zweites Zuhause sehen.
Und natürlich der Gong statt der Schulglocke – das ist definitiv auch besonders. ;-)
Welchen Rat würdest du heutigen Schüler*innen geben?
Ich fände es etwas anmassend, dieser Generation von Ecolianerinnen – oder eigentlich Schüler*innen allgemein – Ratschläge zu geben, da sich die Welt in den letzten 30 Jahren wesentlich verändert hat und ihre Herausforderungen ganz andere sind als meine damaligen. Allenfalls dieses Zitat, das oft Paulo Coelho zugeschrieben wird:
„Was andere über dich denken, ist nicht dein Problem.“
Auf der anderen Seite ist das vermutlich aber etwas, das man an der Ecole ohnehin lernt.